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Wenn der Bauch rebelliert - Ernährung bei Dünn- und Dickdarmbeschwerden beim Hund

Verdauungsprobleme beim Hund sind keine Seltenheit – doch nicht jedes Bauchgrummeln bedeutet das Gleiche. Besonders wenn Durchfall, schleimiger Kot oder häufiger Kotabsatz auftreten, lohnt es sich, genauer hinzusehen. Denn: Dünn- und Dickdarmprobleme beim Hund zeigen sich oft unterschiedlich – und brauchen auch eine angepasste Ernährung.

Dünndarm oder Dickdarm - so erkennst du den Unterschied

Die Symptome geben oft erste Hinweise darauf, ob eher der Dünndarm oder der Dickdarm betroffen ist.
Bei Dünndarmproblemen zeigen Hunde meist große Mengen an breiigem oder wässrigem Durchfall, häufig begleitet von Blähungen. Auch ein ungewollter Gewichtsverlust trotz Appetit ist typisch. Enthält der Kot Blut, so ist dieses dunkel gefärbt.

Dickdarmprobleme beim Hund äußern sich hingegen durch häufigeren Kotabsatz, meist in kleinen Mengen, begleitet von Schleimauflagerungen oder sogar frischem Blut im Kot.

 

Was passiert, wenn der Darm aus dem Gleichgewicht gerät?

Bleiben Darmprobleme beim Hund unbehandelt, kann das schwerwiegende Folgen haben:

  • Beim Dünndarm droht eine Malabsorption – also eine gestörte Aufnahme von Nährstoffen. Das führt zu Mangelerscheinungen, Muskelabbau und chronischer Abgeschlagenheit.

  • Beim Dickdarm kann es durch chronische Entzündungen zu Veränderungen der Darmwand, anhaltendem Schmerz und gestörtem Kotabsatz kommen. Durch den Wasserverlust kann es außerdem zur Austrocknung kommen. Auch eine Fehlbesiedlung mit Bakterien ist wahrscheinlich.

 

Und ein gestörter Darm betrifft nicht nur die Verdauung – sondern die gesamte Gesundheit deines Hundes. Denn ca. 80% des Immunsystems der Hunde stammt aus dem Darm.

Wie du deinen Hund unterstützen kannst – Ernährung bei Dünn- und Dickdarmproblemen

 

In der Akutphase ist eine gezielte, darmfreundliche Ernährung entscheidend. Früher wurde häufig empfohlen, den Hund bei Durchfall zunächst 24 Stunden oder länger fasten zu lassen, um den Verdauungstrakt zu entlasten. Heute weiß man jedoch: Längere Nahrungskarenzen – also über einen Tag hinaus – bringen keinen Nutzen. Im Gegenteil: Sie können sich sogar negativ auf das empfindliche Darmmikrobiom auswirken, also auf die natürliche Bakterienbesiedlung des Darms.
Ein instabiles Mikrobiom kann die Regeneration verzögern und das Risiko für chronische Beschwerden erhöhen.

Stattdessen ist es sinnvoll, den Hund möglichst früh mit leicht verdaulicher Kost zu versorgen. Bewährt haben sich:

  • hochverdauliche Diäten mit schonend gegartem Eiweiß (z. B. Huhn, Pute) und leicht verdaulichen Kohlenhydraten wie Reis oder Kartoffeln (ABER VORSICHT: Schonkost ist immer individuell)

  • kleine, häufige Mahlzeiten, um den Magen-Darm-Trakt nicht zu überlasten

  • bei Dickdarmbeschwerden: präbiotische Ballaststoffe wie Flohsamenschalen, um die Kotkonsistenz zu verbessern und Entzündungen zu lindern

Langfristig sollte die Ernährung individuell auf den betroffenen Darmabschnitt abgestimmt sein:

  • Bei Dünndarmproblemen: Futter mit hoher Nährstoffdichte, gut verdaulich, oft fettarm. Wichtig sind leicht verdauliche Proteine, Mikronährstoffe und ggf. eine spezielle Diät für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen.

  • Bei Dickdarmproblemen: Die richtige Ballaststoffkombination (löslich + unlöslich) kann Entzündungen lindern, den Kot regulieren und das Mikrobiom positiv beeinflussen.

 

 

Zunächst sollte immer die Regeneration der Darmschleimhaut im Fokus stehen – denn sie ist die zentrale Barriere zwischen Außenwelt und Körper. Erst wenn diese Schutzschicht wieder stabil ist, kann die gezielte Unterstützung der Darmflora nachhaltig wirken.
Im nächsten Schritt empfiehlt sich der kontrollierte Einsatz von Probiotika, um das Mikrobiom wieder ins Gleichgewicht zu bringen und die Darmgesundheit langfristig zu stabilisieren.

Auch hier gilt: Weniger ist oft mehr – die Auswahl passender Bakterienstämme und die Kombination mit hochwertigen Fasern entscheidet über den Erfolg.

Wann solltest du mit deinem Hund zum Tierarzt?

Einmaliger Durchfall ist bei erwachsenen Hunden meist harmlos – bei Welpen jedoch ist besondere Vorsicht geboten: Bereits 12 bis 24 Stunden anhaltender Durchfall kann bei Welpen zu einem kritischen Flüssigkeitsverlust führen. Auch Begleitsymptome wie Erbrechen, Fieber, Teilnahmslosigkeit oder Appetitmangel sind ernstzunehmende Warnsignale.
Generell solltest du einen Tierarzt aufsuchen, wenn:

 

  • der Durchfall länger als 48 bis 72 Stunden anhält (bei Welpen lieber schon früher),

  • Blut im Kot sichtbar ist,

  • dein Hund presst, ohne Kot abzusetzen,

  • er Gewicht verliert oder Fieber zeigt,

  • zusätzlich erbricht oder deutlich leidet

 

Fazit: Darmprobleme beim Hund erkennen und richtig handeln

Dünn- und Dickdarmprobleme beim Hund sind mehr als nur „etwas Durchfall“. Sie können ein Zeichen für tieferliegende Störungen sein – oder der Beginn einer chronischen Erkrankung.

 

Mit der richtigen Ernährung, einer gründlichen Diagnostik und viel Einfühlungsvermögen kannst du deinem Hund nachhaltig helfen. Die Fütterung spielt dabei eine zentrale Rolle – nicht als Ergänzung, sondern als Therapie.

 

Dein nächster Schritt zu einem gesunden Darm – individuelle Unterstützung für deinen Hund

Verdauungsprobleme sind oft komplex und lassen sich nicht mit einfachen Pauschallösungen beheben. In meiner Praxis bekommst du eine Beratung, die genau auf deinen Hund zugeschnitten ist – basierend auf fundiertem Wissen und moderner Diagnostik.

Mit einem Darmprofilen können wir erstmals ganz konkret sehen, wie es um die Gesundheit der Darmschleimhaut und die Balance der Darmflora steht – wichtige Faktoren, die oft unerkannt bleiben, aber entscheidend für die Genesung sind.

Diese detaillierten Einblicke ermöglichen es uns, die Ernährung deines Hundes genau anzupassen – nicht nur kurzfristig zur Akutbehandlung, sondern auch langfristig, um Rückfälle zu vermeiden und das Wohlbefinden nachhaltig zu verbessern.

So erhält dein Hund keine „Standarddiät“, sondern ein individuell abgestimmtes Konzept, das ihn wirklich unterstützt.

 

Wenn du also das Gefühl hast, schon alles ausprobiert zu haben – und trotzdem keine echte Besserung eintritt –, dann lohnt sich ein neuer Blick. In meiner Praxis verbinde ich gezielte Diagnostik mit individueller Ernährungsberatung, die nicht an der Oberfläche bleibt, sondern an der Ursache ansetzt.

 

Ich begleite dich und deinen Hund Schritt für Schritt – mit Zeit, Fachwissen und dem Blick fürs Detail.

 

Für ein Leben voller Abenteuer.

Einige Quallen zum Thema:

 

Barko, P. C., et al. (2018). The gastrointestinal microbiome: a review. Journal of Veterinary Internal Medicine

DOI: https://doi.org/10.1111/jvim.14875

 

Schmitz, S., & Suchodolski, J. S. (2016). Understanding the canine intestinal microbiota and its modification by pro-, pre- and synbiotics – what is the evidence? Veterinary Medicine and Science

DOI: https://doi.org/10.1002/vms3.17

 

Allenspach, K., et al. (2022). Canine Chronic Enteropathy—Current State-of-the-Art and Emerging Concepts. Frontiers in Veterinary Science.
DOI: 10.3389/fvets.2022.923013