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Bewegung im Alter – aktiv schonen oder hoch hinaus?

Wenn Hunde altern, stellt sich vielen Haltern die Frage: aktiv kürzer treten oder weiterhin mit auf längere Touren nehmen (Wandern, Fahrradfahren etc.). Schauen wir uns also an, was die Wissenschaft dazu meint:

 

Bewegung hält Körper und Geist fit!

Regelmäßige Bewegung ist bei Hunden mit einer besseren körperlichen und geistigen Gesundheit verbunden. Besonders eindrucksvoll zeigt das eine Studie aus dem Dog Aging Project (2022). Hier wurde festgestellt, dass aktive, ältere Hunde deutlich seltener Anzeichen kognitiver Dysfunktionen aufwiesen. Spaziergänge, moderate Spieleinheiten oder gelenkschonende Aktivitäten wie schwimmen helfen, die Gehirnleistung zu erhalten und das Wohlbefinden zu steigern.

 

Anpassung statt Schonung:

Physiologisch nimmt die allgemeine Aktivität im Alter ab. Aber durch gezielte, altersgerechte Bewegung können positive Effekte auf die Mobilität erzielt werden.

Natürlich können wir von älteren Tieren keine Höchstleistungen mehr erwarten und die Bewegung sollte Schritt für Schritt individuell an die Fähigkeiten angepasst werden. Faktoren wie Rasse, Größe, Gelenkgesundheit und bisheriges Aktivitätslevel spielen dabei eine wichtige Rolle. Ein zu abrupter Rückgang der Bewegung kann aber sogar negative Folgen haben: Abbau der Muskulatur, Gewichtszunahme, Anstieg entzündlicher Prozesse. Und all das verschlechtert die Lebensqualität im Alter.

 

Der etwas tiefere Einstieg:

Ein besonders spannender Mechanismus in diesem Zusammenhang ist die Ausschüttung von Myokinen. Das sind Botenstoffe, die während der Muskelaktivität produziert werden und im gesamten Körper etwas bewirken, wie zum Beispiel:

  • Interleukin-6 (IL-6) - Stoffwechselregulation, Insulinsensitivität, Immunmodulation
  • BDNF - Neuroplastizität, kognitive Leistung
  • Irisin - Knochenstoffwechsel, Neuroprotektion, Fettstoffwechsel

Andere Myokine beeinflussen das Immunsystem, den Zuckerstoffwechsel, das Herz-Kreislaufsystem und sogar das Gehirn. Die Forschung auf diesem Gebiet bezieht sich zwar vor allem auf dem Menschen, auf Grund der physiologischen Ähnlichkeit ist aber davon auszugehen, dass auch unsere Hunde davon massiv profitieren.

 

 

Fazit:

Bewegung im Alter ist keine Belastung, sondern ein Schlüssel zu einem langen, gesunden Hundeleben. Statt pauschal zu schonen, lohnt sich eine individuelle Betrachtung:

  • Wie viel Bewegung ist mein Hund bisher gewöhnt?
  • Wie viel schafft mein Hund noch?
  • Was macht ihm Freude
  • Aber auch, welche Anpassungen helfen ihm?

 

Seid ihr unsicher, in wie weit und welche Bewegungen für euren Hund noch sinnvoll sind, kann die Beratung durch den Tierarzt oder Hundephysiotherapeuten helfen. Es kann ein individuelles Trainingsprogramm erstellt werden, um auch Defizite wieder auszugleichen und Schwachstellen effektiv und gezielt zu trainieren. So bleibt dein vierbeiniger Freund auch im Alter aktiv, fit, zufrieden - und gesund.

 

Einige Quellen zum Thema:

 

Bray E. E., et al. (2022). Association betweenphysical activity anc cognitive dysfunction in older campanion dogs: results from the Dog Aging Project. Geroscience.

DOI: 10.1007/s11357-022-00655-8

 

Lee H. et al. (2022). Age and Physical Activity Levels in Companion Dogs: Results From the Dog Aging Project. J Gerontol A Biol Sci Med Sci.

DOI: 10.1093/gerona/glac099

 

McKenzie B. A., et al. (2022). Assessment and Management of Declining Physical Function in Aging Dogs. Top Companion anim Med.

DOI: 10.1016/j.tcam.2022.100732

 

Pedersen B.K. & Febbraio M.A. (2008). Muscle as an endocrine organ: focus on muscle-derived interleukin-6." Physiological Reviews.

DOI: 10.1152/physrev.90100.2007

 

Boström et al. (2012). A PGC1-α-dependent myokine that drives brown-fat-like development of white fat and thermogenesis. Nature.

DOI: 10.1038/nature10777