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Physiotherapie ist kein Luxus – sie ist Teil der Heilung

Ob Kreuzbandriss, Patellaluxation oder Bandscheiben-OP – orthopädische Eingriffe sind nur der erste Schritt. Der wahre Heilungsprozess beginnt danach. Und hier kann Physiotherapie einen entscheidenden Unterschied machen. Aber auch nach leichten Verletzungen, die keine OP benötigen ist die Physiotherapie ein wichtiger Faktor.

 

Was Physiotherapie leistet:

✅ Fördert die Heilung aktiv: Durch gezielte Maßnahmen wie Lymphdrainage, Lasertherapie, Massage oder passive Mobilisation.

✅ Reduziert Schmerzen und Schwellungen: Sanfte Anwendungen können entzündungshemmend wirken und helfen, den Einsatz von Schmerzmitteln zu reduzieren.

✅ Schützt vor Folgeschäden: Muskelabbau, Schonhaltungen oder Gelenksteifigkeit lassen sich durch frühzeitige Behandlung vermeiden.

✅ Verbessert Narbenheilung und Gewebeelastizität: Damit später nichts „zieht“ oder blockiert.

✅ Gibt dem Halter Sicherheit: Ein individueller Rehaplan sorgt für Klarheit und hilft, Fehler beim Belastungsaufbau zu vermeiden.

Warum empfehlen manche Tierärzte also trotzdem keine Physiotherapie? Es gibt nicht wirklich fachliche Gründe, grundsätzlich auf eine physiotherapeutische Betreuung zu verzichten. Wenn sie dennoch nicht empfohlen wird, könnten folgende Faktoren eine Rolle spielen:

❓ Unkenntnis oder Skepsis gegenüber moderner Tierphysiotherapie

❓ Fehlende Kontakte zu "qualifizierten" Therapeuten

❓ Rücksichtnahme auf das Budget der Tierhalter

❓ Komplexer Heilungsverlauf, bei dem ein verzögerter Start sinnvoll sein kann (z. B. bei Infektionen). Doch selbst in diesen Fällen gilt: Eine spätere Empfehlung ist fast immer möglich und sinnvoll.

 

Fazit: Physiotherapie nach einer OP ist kein „Luxus“, sondern eine sinnvolle Ergänzung der medizinischen Versorgung. Sie begleitet die Heilung, vermeidet Komplikationen und bringt Hund und Halter schneller zurück in einen aktiven Alltag.

Leider ist die Tierphysiotherapie in Deutschland bisher kein anerkannter Heilberuf. Das bedeutet: Es gibt keine einheitlich geregelte Ausbildung, keine staatliche Prüfung und damit auch große Unterschiede in der Qualität und Tiefe der Ausbildung – je nach Schule oder Anbieter.

Diese fehlende Standardisierung erschwert nicht nur die Zusammenarbeit mit Tierärzten, sondern sorgt verständlicherweise auch für Skepsis. Denn wer überweist schon gern an jemanden, wenn unklar ist, welches Fachwissen tatsächlich dahintersteht?

 

Gerade deshalb ist es mir wichtig, transparent zu arbeiten, den Austausch mit behandelnden Tierärzten aktiv zu suchen und durch fundiertes Wissen sowie individuelle Therapiepläne Vertrauen aufzubauen.

Einige Quellen zum Thema: (Linkangaben Stand 20.04.2025)

 

Monk, M. L., et al. (2006). Effects of early intensive postoperative physiotherapy on limb function after tibial plateau leveling osteotomy in dogs with cranial cruciate ligament deficiency. American Journal of Veterinary Research

https://avmajournals.avma.org/view/journals/ajvr/67/3/ajvr.67.3.529.xml


Marsolais, G. S., et al. (2002). Effects of postoperative rehabilitation on limb function after cranial cruciate ligament repair in dogs. Veterinary Surgery

https://avmajournals.avma.org/view/journals/javma/220/9/javma.2002.220.1325.xml

 

Khazayee, V., et al. (2025). The Effect of Early Initiation of Physiotherapy on the Functional Recovery of Dogs that Underwent Femoral Head Ostectomy. Veterinary Medicine and Science

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/vms3.70223

 

Devangini A. R. und Pinesh V. P. (2022). Physiotherapy and Rehabilitation Management of Musculoskeletal Affections in Canines. Ind J Vet Sci and Biotech.

https://pdfs.semanticscholar.org/0287/068cc221a554524393a2d144020f5a07437c.pdf