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4 Aspekte für ein gutes Geschirr

Das Geschirr wird gerne für Hunde empfohlen, die an der Leine ziehen. Passt das Geschirr meinem Hunde jedoch nicht, hat auch am Geschirr das Ziehen an der Leine schlechte Auswirkungen auf den Bewegungsapparat. Daher sollte gerade in diesem Fall das Geschirr bestmöglich passen. Das ist aber in der Praxis sehr schwer mit den gängigen Geschirren möglich und so ist oft eine Anfertigung nötig. Neben einer guten Passform, Polsterung und dem Gewicht (siehe 3 Schritte zum richtigen Halsband) möchte ich euch heute gerne zeigen, worauf ihr achten solltet.

Vier Aspekte sind mir wichtig:

  1. Schulterblatt
  2. Schultergelenk
  3. Brustbein
  4. antiklinale Wirbel

Die Bewegung des Schulterblattes ist essentiell für eine physiologische Bewegung der Vordergliedmaße. Ist dieses also durch ein Brustgeschirr eingeschränkt, folgt eine unphysiologische Bewegung. Am Schultergelenk ist besonders die relativ oberflächlich gelegene Bicepssehne zu beachten. Verläuft der Riemen direkt über das Schultergelenk, kann es zu einer Reizung bis hin zu einer Tendinitis kommen. Außerdem ist das Schultergelenk so in seiner Bewegung eingeschränkt. Folgen können sowohl bei der eingeschränkten Bewegung des Schulterblattes als auch des Schultergelenkes ein eingeschränkter Raumgriff, stolpern oder Überlastungserscheinungen anderer Strukturen sein.

Kommt Zug auf des Brustgeschirr, sollte dieser durch das Geschirr auf das Brustbein übertragen werden. Dies ist einfach durch das Hineingreifen in das Geschirr an der Brust des Hundes zu überprüfen. Sitzt das Geschirr am Hals zu hoch drückt das Geschirr in die Weichteilstrukturen über dem Brustbein. Ihr könnt bei euch selbst überprüfen, wie unangenehm an dieser Stelle bereits leichter Druck ist.

Der letzte Aspekt ist der antiklinale Wirbel. Dies ist einer der beiden biomechanischen "Brennpunkte" der Hundewirbelsäule (der zweite ist der Lumbosakrale-Übergang). Am antiklinalen Wirbel verändert sich die Ausrichtung der Facettengelenke und es ist die stärkste Lateralflexion möglich. Durch die eingeschränkte Beweglichkeit davor und dahinterliegender Wirbel erfährt diese Stelle somit eine erhöhte Belastung. Liegt nun genau über diesem Wirbel die Schnalle des Geschirrs, in der die Leine eingehakt wird, erfährt sie einen zusätzlichen Reiz. Die Wahrscheinlichkeit für Wirbelblockaden nimmt noch einmal zu.

Norweger - oder Sattelgeschirr:

Der breite Brustgurt zieht meist direkt über das Schultergelenk, kann die Bizepssehne reizen und das Gelenk in seiner Bewegung einschränken. Je nach Körperbau liegt der Zugpunkt nicht optimal auf dem Brustbein, eventuell sogar auf den Schultergelenken. Das Schulterblatt ist ebenfalls meist eingeschränkt.

Step-In Geschirre oder "Halti" Geschirre

Step-In Geschirre sehe ich meist an kleinen Hunden. Außerdem gibt es "Halti" Geschirre die von der Seite Y-förmig aussehen. Diese beiden Arten behindern meist besonders das Schulterblatt, je nach Passform auch das Schultergelenk, Auch der Zugpunkt am Brustbein ist meist nicht optimal.

H- oder Y-Geschirre

Schulterblatt und -gelenk sind in diesen beiden Geschirrarten meist frei. Der Zugpunkt ist je nach Statur sehr gut bis schlecht. Bei den H-Geschirren fehlt oft die Polsterung und die Ösen zur Befestigung der Leine liegen meist genau in der Region des antiklinalen Wirbels.

Meist können nicht alle 4 Aspekte berücksichtigt werden und so ist individuell zu entscheiden, welches Geschirr am besten zu eurem Hund und zur Einsatzart passt. Bei Hunden die erst an die Leinenführigkeit gewohnt werden müssen und das Geschirr als "Pause" vom Training dient, sollte natürlich vor allem der Zugpunkt am Brustbein geachtet werden. Norweger oder Sattelgeschirre sind hier eher unvorteilhaft, da der Zug so auf die Schultergelenke geleitet werden kann. Haben Hunde bereits Spondylosen, Bandscheibenvorfälle oder andere Probleme in der Wirbelsäule, sollte darauf geachtet werden, dass die Befestigungsöse nicht direkt auf der kranken Stelle zu liegen kommt. Da die Region des antiklinalen Wirbels davon oft betroffen ist lohnt sich auch im Vorfeld schon Achtsamkeit. Vor allem bei vorbelasteten Rassen mit z.B. langem Rücken.

Wie immer findet ihr auf Social Media einen kurzen Videobeitrag zum Thema und folgt mir dort gerne, um keine Folge von Dix Blog zu verpassen.